Sicherlich kennst du die Situation, wenn man einen Radfahrer, vielleicht vom anderen Ende der Welt, fragt, wie das Radfahren bei ihm so ist? Wenn seine Augen aufleuchten und er von den Bergen, dem Terrain, den Ausblicken, den Wegen und Pfaden und noch vielem mehr zu erzählen beginnt? Oder wenn du gefragt wirst, ob es bei dir überhaupt Berge gibt? Oder angriffslustige Großkatzen oder vielleicht sogar Zebras?
Hauptsächlich sind dies sicherlich die besten Quellen, um einen Eindruck über einen Winkel der Welt zu bekommen, wo man vielleicht den nächsten Fahrradurlaub verbringen möchte.
Über die Besonderheiten des Mountainbikens in der Umgebung von Bled, dem Alpenferienort in der Region Gorenjska in Slowenien, im Deutschen besser bekannt als Oberkrain, der für seinen See mit der Insel und der kleinen Kirche auf der Insel bekannt ist, haben wir uns mit Atila Armentano, dem langjährigen Guide, Erforscher, Abenteurer und Kenner der lokalen Berge, unterhalten.
Und zu Beginn gleich eine provokative Frage: „Atila, habt ihr in Bled Berge? Gibt es Möglichkeiten fürs Mountainbiking?”
Atila: „Unsere Landschaft ist wie gemacht fürs Mountainbiking. Wir haben drei Hochebenen – Jelovica, Pokljuka und Mežakla. Am nächsten gelegen ist Jelovica. Dort gibt es einige sehr schöne Varianten, die wir mit attraktiven Ausflügen verbunden haben, die nicht nur schöne Ausblicke zu bieten haben, sondern auch sportlich gesehen ganz außergewöhnlich sind.“
„Jelovica hat wirklich viel Waldinfrastruktur“, sagt er über seine offensichtliche Lieblingshochebene. „Die Verbindungen sind sehr schön. Es ist ein wunderbares Gelände fürs Cross Country Cycling. Es gibt ein über hunderte von Kilometern großes Wegenetz. Von Bled geht es auf der einen Seite nach Bohinjska Bistrica und auf der anderen Seite bis nach Železniki und ins Selca-Tal.“
Es gibt einige Möglichkeiten, wie man mit dem Rad bis zum südwestlich gelegenen Alpensee von Bohinj gelangen kann, der von Bled lediglich eine knappe halbe Autostunde entfernt ist, der sich jedoch schon im Herzen des Nationalparks Triglav befindet. Über Jelovica ist es mit dem Fahrrad ein wenig weiter. Man sollte sich auf einen mehrstündigen Ausflug vorbereiten. Am Fuße der Hochebene Jelovica kann man in die andere Richtung am Fluss Sava Bohinjka entlang auch bis nach Radovljica radeln.
„Über Jelovica gibt es drei Wegverbindungen nach Bohinj. Zwei davon führen an Radovljica vorbei, eine von ihnen über Jelovica und die zweite über die Nord- und Osthänge der Hochebene. Die Verbindungen kann man auch im Portal Outdooractive finden. Es handelt sich um Touren-Fernradwege. Für die technisch anspruchsvollsten Wege empfehle ich, sich bei den lokalen Guides zu informieren. Die Wege kann man auch in verschiedenen Mountainbike-Onlineportalen und Radreisen-Datenbanken finden.“
Atila hat noch einige seiner Lieblingstouren genauer beschrieben. Über die Touren könnte ich dir stundenlang in allen Einzelheiten erzählen. Viele Kilometer, viele Höhenmeter bei Auf- und Abstiegen sowie unendlich viele Geschichten. Es gibt kurze, intensive Rundwege oder längere Touren, für die man auch den ganzen Tag braucht. Kurzum, unendlich viele Möglichkeiten, wie es sich für einen Fahrradurlaub gehört.
„Genau“, stimmt Atila zu. „Als kurze Tour könnte ich den Gipfel Talež empfehlen, der von der Brücke in Ribno nur eine gute halbe Stunde Aufstieg entfernt ist, oder bis zur Bergkuppe Goška ravan, bis zu der man eine gute Stunde Aufstieg im soliden Tempo meistern muss.“
Ein Fahrradurlaub also, nach dem du dich mit deinen zurückgelegten Kilometern und Höhenmetern rühmen kannst. So manche Tour kann auch mit einem Gravel Bike, alle Touren auch mit einem E-Mountainbike unternommen werden. „Für das Gravel Bike sind die Wege auf den Hochebenen Pokljuka und Jelovica sowie alle Zufahrtswege auf die Hochebenen zu empfehlen. Für das E-Bike sind praktisch alle Wege geeignet. Manche sind so anspruchsvoll, dass man als Radfahrer mindestens die Grundfahrtechniken beherrschen muss“, erläutert Atila.
Auch immer mehr Mountainbike-Wege
Aufgrund der Gesetzgebung stand der Bau von Mountainbike-Wegen und die Öffnung von bestehenden Wanderwegen für Radfahrer lange Jahre still. In den letzten Jahren ist engagierten Befürwortern in Zusammenarbeit mit dem Tourismus ein großer Fortschritt gelungen und legale Wege entstehen in allen Teilen des Landes.
„Ja, bei uns entsteht der Signature Trail von Talež am Rand der Hochebene Jelovica in Richtung der Ortschaft Lancovo. Der Trail ist knapp drei Kilometer lang und hat einen wunderschönen Flow. Derzeit sind wir dabei, die Genehmigungen der Forstbehörde und die Zustimmungen der Waldeigentümer einzuholen. Noch in dieser Saison soll der Trial angelegt und veröffentlicht werden.“
Attraktionen am Wegrand – Atilas Top 5
Welche Sehenswürdigkeiten – natürliche, historische und kulturelle – sollte jeder Radfahrer entlang des Weges besichtigen?
- Beim Abstieg vom Dorf Stara Pokljuka führt der Weg an der Pokljuka-Schlucht vorbei. Das Fahrrad kann man am Eingang in die Pokljuka-Schlucht lassen und die Schlucht zu Fuß besichtigen. Die Besichtigung dauert etwa eine Stunde. Die Schlucht ist so schön, dass man sie unbedingt besichtigen sollte. Aufgrund der verborgenen Lage ist es dort recht einsam.
- Zwischen dem Dorf Krnica und dem Bach Rečica liegt die Halbhöhle Poglejska cerkev (wortwörtlich „die Kirche von Poglej“). In der riesigen Halbhöhle wurden über 14.000 Jahre alte archäologische Funde ausgegraben. Der Triglav-Gletscher war hier 400 m dick. Als er dann vor etwa 20.000 Jahren zurückging, schliff er Löcher ins Gestein. Die Halbhöhle wurde später besiedelt und dort wurden die Überreste aus dem Neolithikum entdeckt. Die Höhle ist nur fünf Gehminuten vom Weg entfernt.
- Geht man im Dorf Zgornje Gorje über den Imkerweg, der Teil der Ausflugsroute über die nördlichen Ränder von Bled ist, hat man einen schönen Ausblick über das gesamte Tal. Man kann die Flüsse Sava Bohinjka und Sava Dolinka sowie deren Zusammenfluss sehen. Man kann sogar bis nach Tržič und bis zu der Anhöhe Šmarjetna gora oberhalb von Kranj blicken und so auch das gesamte Tal überblicken.
- Unternimmt man den Aufstieg zur Berghütte Valvasorjev dom, sollte man unbedingt den Gipfel Ajdna besichtigen. Dort befindet sich eine archäologische Fundstätte mit der Rekonstruktion einer Siedlung (Freilichtmuseum), wohin sich die Einwohner einst vor den Barbaren zurückgezogen hatten.
- Von der Brücke beim Dorf Selo in Richtung Kupljenik zeigt uns die Steigung des alten Weges, wie gut wir in Form sind. Mit dem Aufstieg fast bis zum Rand der Hochebene und dann mit dem anspruchsvollen Abstieg über die Alm Vršana und am Gipfel Talež vorbei werden alle unsere Mountainbike-Potenziale angeregt.
Fahrrad und Ausrüstung
Was wäre deiner Meinung nach das beste Fahrrad für dieses Gelände?
„Auf jeden Fall ein All-Mountain-Bike mit profilierten Reifen. Die Wege sind mancherorts relativ weich. Für Gravel Bikes sind die Verbindungen zwischen Bled und Bohinj ein wahrer Genuss, ebenso die Wege über die beiden Hochebenen Jelovica und Pokljuka“, rät Atila.
Kann es dort oft zum Durchlöchern von Fahrradmänteln und -schläuchen kommen?
Atila: „Nein, das Gelände ist relativ reifenfreundlich. Die meisten Wege sind Schotterwege und auch die Wald- und Feldwege sind gut eingefahren, ohne spitze Steine, sodass Quetschrisse, die sog. Snake Bites, nicht sehr häufig sind. Es gibt höchstens ein paar Wurzeln.“
Man sollte jedoch auf die Witterungsverhältnisse achten und immer auch eine warme Jacke mitnehmen.
„Ja, eine leicht Gore-Tex-Windjacke sollte immer im Rucksack sein. Dies gehört zur Grundausrüstung eines Touren-Radfahrers in dieser Region“, bestätigt Atila.
Was gehört noch zur Pflichtausrüstung dazu?
„Da die Orientierung auf den Almen oft schwierig ist und man schnell noch einige Zusatzkilometer fahren kann, sollte man als Proviant immer einen Energieriegel mehr dabeihaben. Und natürlich das Trinkwasser nicht vergessen! Dies sind Karsthochebenen und dort gibt es praktische keine Trinkwasserquellen.“
Die Navigation ist wirklich nicht immer einfach und kleine Geräte sind oft unzureichend. Daher die Empfehlung: „Allen, die sich zu Entdeckungstouren auf den Hochebenen alleine aufmachen, würde ich sehr empfehlen, eine Landkarte des Gebiets und nicht nur digitale Geräte mitzunehmen, da die Orientierung manchmal recht schwierig ist. Dies sind nämlich Karsthochebenen mit mehreren Niveaus, Schluchten, Wegen über Bergkämme… Die Wege sind verflochten und es gibt viel Waldinfrastruktur (Rückwege, die in einer Sackgasse enden). Ich empfehle daher, auf den geplanten Wegen zu bleiben, die schon vor dem Ausflug in den Routenplaner eingegeben wurden.“
Stärkung während und nach der Tour
Da wir gerade von Flüssigkeiten sprechen – wo kann man nach der Tour das beste Bier trinken?
„Ganz sicher bei Monika auf dem Ausflugsbauernhof Dornk im Dorf Mlino. Das ist ein Muss für einen Fahrradstopp. Dort gibt mehrere Sorten hausgebrautes Bier, vom leichten hellen Lagerbier über rotes Lagerbier und dunkles Pils bis zum Honigbier. Dazu gibt es hausgemachte Gerichte.“
Wenn der Tourismus im Zentrum von Bled und um den See herum von ausgewählten Hotels und Restaurants geprägt wird, könnte man sagen, dass die Radfahrerszene im Hinterland von Bled heimisch ist – in den Dörfern?
„Ja, wir bemühen uns darum. Das Radfahrerhotel und Glamping Ribno ist sicherlich eines der Zentren. In Ribno laufen auch die Vorbereitungen für ein Informationsbüro mit allen notwendigen Infomaterialien für Fahrradgäste. Dort sind auch ein Parkplatz und der Ausgangspunkt für Radtouren in die Umgehung vorgesehen.“
Welche Berghütten sollte man unbedingt als Rast- und Einkehrpunkte aufsuchen?
„Auf der Hochebene Jelovica sollte man am Wochenende sicherlich eine Rast in der Jagdhütte auf dem Gipfel Talež einplanen. Auch in der Berghütte auf der Alm Goška planina sind Gäste immer sehr willkommen. In den Karawanken unterhalb vom Stol/Hochstuhl befindet sich die Berghütte Valvasorjev dom, darunter im Završnica-Tal die Bar Zavrh. Auf der Hochebene Pokljuka sind das Sporthotel, das Hotel Jelka auf der Alm Goreljek und das Hotel Center in Rudno polje als Einkehrmöglichkeiten zu erwähnen. Für gutes Essen ist auch das Gasthaus Pri Jagru auf Zatrnik bekannt.“