Der Bregenzerwald ist für mich schon lange eine ganz besondere Region. Zum ersten Mal war ich noch in meiner Tätigkeit als Bikeredakteur hier und testete Simplon-Mountainbikes. Das nächste Mal kam ich tatsächlich als Tourist. Wir verbrachten unseren Familienurlaub in Au.
Michaela Simma lernte ich vor zwei Jahren im Bregenzerwald kennen. Sie leitet das Hotel Rössle in Au, engagiert sich im Vorstand von Mountain Bike Holidays und ist begeisterte Outdoorsportlerin. Wir haben uns über die Vorteile eines Familienunternehmens unterhalten, über die Verbindung von Tradition und Moderne und den ländlichen Raum.
Stell dich doch bitte kurz vor?
Michaela Simma ist mein Name, ich bin Gastgeberin im Bikehotel Rössle in Au im Bregenzerwald. In meiner Freizeit bin ich am liebsten draußen unterwegs und nutze die Berge in all Ihren Facetten zum Biken, für Bergtouren und zum Skifahren- und Touren.
Kannst du dich noch erinnern, wie du zum Mountainbiken gekommen bist und magst du uns auf diese Reise mal mitnehmen?
Ich bin durch Freunde zum Biken gekommen. Eine easy Biketour war der Plan. Ein gescheiter Trail die Realität. Mir hat es zum Glück so getaugt, dass kurze Zeit später ein Fully in meiner Wohnung stand und dann gings los.
Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Mountainbike?
Verschiedenste. Tage voller Action und Adrenalin im Bikepark. Anstrengende Touren mit (zu)vielen Höhenmetern und Tragepassagen, genussvolle Touren und traumhafte Landschaften, gute Zeiten mit Freunden, kleine Stürze und blaue Flecken. Aber am Ende des Tages immer ganz viel Euphorie, pure Zufriedenheit und ein Aperol Spritz.
Ich habe mit einer Sportwissenschaftlerin gesprochen, die meinte, das Mountainbiken etwas an der eigenen Haltung ändert. Wie ist das bei dir?
Überwindung von eigenen Grenzen, neue Ziele erreichen und Ehrgeiz sind in dieser Hinsicht sicher Punkte, die für mich durch das Mountainbiken an Bedeutung gewonnen haben. Das nicht alles bis zum Ende geplant sein kann und muss. Wenn man draußen ist, gilt Eigenverantwortung – Hürden, die einem die Natur oder der eigene Körper auferlegen. Man kann die Hürde nehmen oder nicht, das ist die eigene Entscheidung. Das mag ich am Outdoorsport.
Sowas nimmt man ganz klar auch mit in den Alltag und mir hilft es in meinem oftmals fordernden Job auf jeden Fall.
Was bedeutet Mountainbiken aktuell für dich? Was ziehst du daraus?
Mountainbiken ist sowohl beruflich als privat täglich präsent. Als Bikehotel mit Bikeschule, haben wir viele Biker im Hotel die froh sind, wenn Sie von uns lässige Tourentipps bekommen oder auch an geführten Touren und Techniktrainings teilnehmen können. Eine super Basis mit unseren Gästen stellt sich da schnell ein – gemeinsame Hobbies verbinden.
Privat bin ich sehr dankbar, dass ich etwas gefunden habe, dass mich unmittelbar glücklich und zufrieden macht. Sowas wünsche ich echt Jedem!
Welche drei Touren kannst du Gästen im Bregenzerwald empfehlen?
Ich bin sehr gerne am Diedamskopf unterwegs und verbinde meine Biketouren auch gerne noch mit einem „Hike“ auf einen Gipfel. Besonders im Frühsommer ist die Blumenvielfalt am Diedamskopf grandios und ein wahres Naturschauspiel.
Die Kanisfluh ist unser Hausberg, imposant, schön und großartig. Mit dem Bike kann man praktisch rundum die Kanisfluh Höhenmeter sammeln. Ein Wälder Spruch sagt alles: „Home is where you can see the Kanisfluh”
Für meine liebste Feierabendrunde bin ich auf meinen zwei Home Trails unterwegs. Die sind ein bisschen mein Geheimnis, manchmal verrate ich sie 😉.
Der Bregenzerwald ist berühmt für seine Architektur – gibt es ein paar Highlights, die ich perfekt mit dem Bike erreichen kann?
Der Bregenzerwald baut ein bisschen anders und das liebe ich. Das Werkraumhaus in Andelsbuch gibt all den großartigen Handwerkern im Bregenzerwald Raum, um Ihre Arbeit zu präsentieren. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Beim Projekt BUS:STOP – haben Architekten aus 7 verschiedenen Ländern in Krumbach etwas andere Bushaltestellen gestaltet. Genau der Umstand, dass etwas gewöhnlichem, wie einer Bushaltestelle, dieser Raum gegeben wurde, finde ich so Bregenzerwald.
Das Gespür für Architektur, modernes Wohnen mit traditionellen Einschlägen ist zu spüren wenn man durch den Bregenzerwald fährt. Hauptsächlich wird mit Holz gebaut, es wird wieder viel geschindelt. Ursprünglich und bodenständig – so ein Bregenzerwald Feeling.
Im Ortsteil in Au-Rehmen stehen wunderschöne alte Bauernhäuser, zum Teil renoviert und frisch geschindelt, dazwischen stehen Neubauten, modern, mit viel Glas. Die Kombination ist super. Ein Besuch in Rehmen lässt sich übrigens bestens mit einem Besuch in der Löwenbrennerei verbinden 😉.
Du siehst jedes Jahr zahlreiche Gruppen, Familien und auch Einzelpersonen zum Biken kommen. Wie hat sich der Sport deiner Meinung nach in den letzten Jahren verändert?
Das Thema E-Bike ist explodiert und stellt uns vor neue Herausforderungen. In der Infrastruktur aber auch bei unserem Bike Angebot müssen wir uns extrem schnell anpassen, um mit der Entwicklung mithalten zu können.
Der Sport ist breiter geworden und für viel mehr Menschen zugänglich, was super ist.
Was braucht es deiner Meinung nach, um mehr Menschen und insbesondere mehr Frauen fürs Mountainbiken zu begeistern?
Das Thema finde ich sehr spannend. Gerade das Thema Frauen im Outdoorsport. Wir Frauen zögern und zweifeln oft, bevor wir uns über eine neue Sportart trauen. Ich finde es eine tolle Möglichkeit, das Angebot von All Female Gruppen und Ladies Camps zu nutzen. Das weibliche Lernumfeld hilft besonders am Anfang sich zu satteln. Es entsteht immer eine besondere Dynamik – das finde ich großartig!
Es stellt sich die Frage, ob es Vorbilder braucht, um viele Menschen zu einer Sportart zu motivieren. Ich glaube ja.
Wo würdest du gern noch zum Mountainbiken hin und warum?
Kanada – denn jeder will in Kanada biken!
Realistischer ist aber Tschechien – ein ehemaliger Mitarbeiter ist wieder in seine Heimat zurückgekehrt und schickt mir regelmäßig Bike-Bilder aus Tschechien. Das schaut richtig gut aus, ich glaube da will ich hin.
Danke dir für deine Zeit.