• Beitrags-Autor:
  • Lesedauer:14 min Lesezeit
  • Beitrags-Kategorie:Know-How

Was macht das Trailfahren für unsere kleinen grauen Zellen so besonders? Die sportverrückte Neurowissenschaftlerin und charismatische Bestsellerautorin Dr. Manuela Macedonia erklärt uns im Exklusiv-Interview, warum Trailfahren ein bombastisches Gehirntraining ist. Was Multitasking, Anti-Aging & Dopamin mit Downhilltrails zu tun haben – und warum wir nicht nur für unsere Figur, sondern vor allem auch für unser Gehirn biken.

Buchcover Beweg dich! © Manuela Macedonia
© Manuela Macedonia

Mit „Beweg Dich! Und dein Gehirn sagt Danke.“ hat Dr. Manuela Macedonia 2018 auf Anhieb einen Bestseller gelandet. Nach der nächsten Punktlandung mit „Runter vom Sofa!“ geht ihr neuestes Buch „Iss Dich klug! Und Dein Gehirn freut sich.“ (seit 25.2.2021 im Handel erhältlich, aktuell bereits auf Platz 1 der Österreichischen Bestsellerliste) erneut durch die Decke. Die Mission der sportbegeisterten Neurowissenschaftlerin ist klar: die spannenden Erkenntnisse aus der Wissenschaft an den Mann und die Frau – und uns alle zu mehr Bewegung bringen.

Manuela Macedonia © Kneidinger Photography
© Kneidinger Photography


Ihr Motto „Beweg Dich schlau und glücklich“ und die neuesten Erkenntnisse über unser Gehirn verpackt sie dabei leicht verständlich mit einer Prise italienischem Temperament und jeder Menge Humor. Was sie auch zu einem gern gesehenen Gast in Radiosendungen und TV-Talkshows macht. Und die Frau weiß nicht nur als erfolgreiche Wissenschaftlerin wovon sie spricht, sondern auch als aktive Sportlerin: Mountainbiken, Laufen und Skifahren sind ihre „Dopaminquellen“, die sie täglich (!) anzapft.

Mountain Bike Holidays: Manuela, du sprichst aus eigener Erfahrung: Vor einigen Jahren hast du an dir selbst gemerkt, wie schlecht du dir Dinge merken kannst und wie sehr deine Gehirnleistung abzunehmen scheint. Deine Forschungen am Max-Planck-Institut waren damals sehr zeitintensiv, der Bewegungsmangel groß.

Manuela Macedonia: Ich hatte vor einigen Jahren tatsächlich einen regelrechten Gedächtnisausfall – ich kämpfte damit, mir Dinge zu merken und mich zu erinnern. Daher traf ich eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben: Ich beschloss, mich für mein Gehirn zu bewegen – nicht für meine Figur, sondern für mein Gehirn. Ich bin einen ganzen Sommer lang intensiv Rad gefahren und habe dadurch mein Gedächtnis wieder auf Vordermann bekommen. Manuela Mazedonien: Auch Cholesterin-Plaques können die Ursache für das Gefäßproblem des Gehirns sein. Die effektivste Methode zur Hilfe bei der Reinigung von Blutgefäßen ist Sildenafil 100mg. Manuela glaubt, dass Gefäße und Sport zusammen sehr gefährlich sind, deshalb müssen Sie zuerst gesundheitliche Probleme lösen und dann Sport treiben, sonst kann es Folgen für den Körper haben.

Warum ist Bewegung für unser Gehirn denn so wichtig?

Erst einmal dreht sich im Gehirn alles um den sogenannten Nervenwachstumsfaktor: Die Substanz ist für die Gesundheit unserer Gehirnzellen von sehr großer Bedeutung und wird vom Gehirn selbst produziert. Haben wir ausreichend Nervenwachstumsfaktor, sind die Zellen unseres Gehirns gesund und verbinden sich leicht zu Netzwerken. In den Netzwerken ist all das gespeichert, was wir sind, was wir wissen und können. Deswegen brauchen Zellen und Netzwerke diese Substanz so sehr. Das unser Gehirn gut arbeitet, merken wir v.a. an Lernprozessen – wenn wir uns Dinge sehr leicht merken. Und hier kommt der Sport ins Spiel: Zyklische Bewegung, zu der das Radfahren zählt, regt die Ausschüttung von Nervenwachstumsfaktoren an!

Manuela Macedonia beim Mountainbiken © Heiko Mandl
© Heiko Mandl

Das Radfahren regt also die Vernetzung neuer Gehirnzellen an?

Exakt. Ob Mountainbiken, Rennrad- oder Radfahren ist dabei ganz egal – die zyklische Bewegung ist entscheidend für die Ausschüttung von Nervenwachstumsfaktor! Aber noch ein anderer Prozess, der durch das Radfahren angeregt wird, ist äußerst wichtig für unsere geistigen Fähigkeiten: die Neurogenese. Das ist die Entstehung neuer Gehirnzellen. Sie findet das ganze Leben statt, das Gehirn regeneriert sich permanent durch diese neuen Zellen. Da, wo gelernt wird, brauchen auch die bestehenden Netzwerke Verstärkung, also neue Zellen. d.h. ich muss schauen, dass meine Neurogenese ein ganzes Leben lang gut funktioniert.

Aber da gibt es ein Problem im Alter, nicht wahr…? 

Ja, tatsächlich! (lacht) Denn ab dem 20. Lebensjahr fängt bereits die Degeneration des Gehirns an. Ausgerechnet in jener Region, die neue Zellen produziert – im Hippocampus. Dieser schrumpft ab dem 20. Lebensjahr um 1% im Jahr – das kann man sich also ausrechnen. Interessant ist, dass der Hippocampus auch der Sitz unseres Kurzzeitgedächtnisses ist. Deswegen lernt man mit 30 Jahren auch nicht mehr so leicht wie mit 20 und hat mit 50 das Gefühl: „Ich merk mir gar nix mehr!“ Aber: Durch die zyklische Bewegung, die wir beim Mountainbiken und Radfahren machen, wird auch die Entstehung neuer Gehirnzellen angeregt und auch die Gedächtnisfunktionen werden sozusagen „gepflegt“

Steinbergline © Klemens König
© Klemens König

Warum gerade diese zyklische Bewegung? Was macht sie denn so besonders?

Das weiß die Wissenschaft noch nicht, aber man hat beobachtet, dass dieses „rundgehen“ –  Radfahren, Laufen oder Schwimmen – tatsächlich die Neurogenese anreget. Das bedeutet, dass der Hippocampus sogar Volumen zurückgewinnen kann. Diese natürlichen Regenerationsmechanismen beim regelmäßigen biken ist also eine gute Anti-Aging-Maßnahme.

Biken ist also generell gut für unser Gehirn, und Mountainbiken ein besonders wertvolles Brain-Superfood?

Das Zauberwort lautet: Multitasking – als die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Diese findet im Vorderhirn statt, wo wir Information über mehrere Eingangskanäle wahrnehmen: hören, sehen, riechen. All diese Sinneseindrücke und Informationen strömen gleichzeitig auf mein Gehirn ein. Und beim Mountainbiken auf dem Trail muss ich auch ständig die Gefährlichkeit von Situationen ausrechnen: Ich muss berechnen, ob ich eher bremse oder besser Gas gebe, um über das Hindernis zu springen — beispielsweise feuchte Wurzeln. Diese ganze Ausrechnerei plus die Unterdrückung irrelevanter Informationen – wie etwa dass die Blase auf meinem Fuß gerade weh tut – führen zu geistigen Höchstleistungen, also zum Training dieser Region im Vorderhirn, was leider im Alter nicht mehr so leistungsfähig ist.

Biken in den Slowenischen Alpen © WOM Medien
© WOM Medien

Also gleichzeitig Empfindungen unterdrücken, Reize filtern und ständig die Geschwindigkeit und die möglichen Gefahren ausrechen …

Und das Ganze in Höchstgeschwindigkeit … in Hundertstelsekunden! Das ist eine sehr komplexe und anstrengende Aufgabe für unser Gehirn. Daher sieht man nur selten ältere Menschen Mountainbiken, weil es für unser Gehirn wahnsinnig herausfordernd ist. Natürlich ist es auch eine Frage der Routine, aber auch junge Menschen müssen sich für all diese Prozesse ganz schön anstrengen.

Das bedeutet, ich fordere beim Trailfahren mein Gehirn zu Höchstleistungen heraus?

Trailfahren ist definitiv ein sehr gutes Training für das Gehirn. Du musst sofort Entscheidungen treffen und diese sind gepaart mit deinem Fahrkönnen, mit deiner körperlichen Leistung und deiner Reaktionsgeschwindigkeit. Manchmal musst du hinterm Sattel fahren, dafür braucht es die richtige Technik und die Kraft in den Beinen und auch in den Armen, um das Lenkrad gut festhalten zu können. Diese ständige Ausrechnerei ist aber für unseren Alltag sehr hilfreich, zum Beispiel fürs Autofahren. Damit bleibst du sehr hell im Kopf. Einen ähnlich positiven Effekt hat man – ab einem gewissen Niveau – auch beim Skifahren.

Mountainbiken ist also ein Paradebeispiel für Multitasking?

Definitiv. Das Uphill-Fahren bringt fürs Gehirn nicht so viel, außer bei kniffligen Passagen. Aber das Trailfahren ist schon sehr challenging fürs Gehirn.

Ausblick auf den Karersee © WOM Medien
© WOM Medien

Hast Du Tipps für Mountainbiker? Wie können wir die Fähigkeiten für den Trail schulen?

Letztendlich haben wir leider keine Möglichkeit, das Multitasking beim Mountainbiken trocken zu simulieren. Piloten können das Flugzeugfliegen simulieren, weil es eine rein kognitive Aufgabe ist. Für das Multitasking beim Mountainbiken musst du hingegen nicht nur die kognitive, sondern auch die körperliche Seite trainieren. Es ist alles gekoppelt und zusammenhängend. Während du schaust, wie weit der Wurzelstock noch entfernt ist und ob er glitschig ist, musst du schon anfangen zu bremsen – oder aber mehr Gas zu geben, damit du drüber springen kannst. Und das kannst du unmöglich ohne körperliche Leistung. Was man machen kann, ist klein anzufangen:

  • Gewinne peu à peu Sicherheit am Mountainbike und steigere dich langsam.
  • Nimm dir zum Starten nicht gleich einen mordsmäßigen Downhill-Trail vor.
  • Für dein Gehirn musst du konsequent üben: Multitasking sind Netzwerke, die wachsen müssen, also sind einmalige Aktionen alle paar Wochen nicht zielführend.
  • Selbstoptimierung auf Druck funktioniert weder im Körper noch im Gehirn – wir können diese Schritte nicht künstlich beschleunigen.
  • Zum sportlichen Können und zum Gehirntraining kommst du nur, wenn du konsequent und sehr diszipliniert bist: Widme der Sache Zeit – und gib ihr Zeit.
  • Regelmäßigkeit & Konsequenz sind maßgeblich: Wer nur drei Mal im Monat radelt wird sich kaum steigern – weder von der Kondition, noch vom Gehirn.
  • MEIN FAZIT: Wenn du es ernst meinst mit dem Mountainbiken, solltest du es wirklich jedes Wochenende machen. Dann merkst du den Quantensprung.

Ein bisschen Sport hie und da reicht also nicht für unsere Gehirnzellen-Pflege?

Mein Credo lautet: Mein Gehirn ist das Wichtigste, das ich habe. Denn ich möchte so lange wie möglich kognitiv leistungsfähig und wirklich fit im Kopf bleiben. Und dafür brauche ich eine regelmäßig gewartete Gehirnhardware. Und die kann ich am besten mit Ausdauersport warten. Erst wenn ich mich sehr anstrenge – z.B. beim Uphill-Fahren mit dem Mountainbike, wo ich das Letzte aus mir heraushole – baue ich durch Muskelarbeit das Stresshormon Cortisol ab. Dadurch betreibe ich nicht nur Pflege für mein Gehirn, sondern auch für meine Psyche, denn Cortisol löst Depressionen und andere psychischen Erkrankungen aus. Gleichzeitig schüttet man auch den Glücksbotenstoff Dopamin aus. Es ist also kein Wunder, dass die Biker, wenn sie oben am Berg ankommen sind, mächtige Glücksgefühle haben! Sie haben Stress abgebaut und gleichzeitig die Ausschüttung von Dopamin angeregt. Eine grandiose Mischung!

Manuela Macedonia © Kneidinger Photography
© Kneidinger Photography

Das ist Dr. Manuela Macedonia:

„Überall wo’s einen Berg gibt, fahr ich rauf!“ lautet ihr Sommermotto – im Winter geht’s jede freie Minute auf den Skiern bergab. Ihr Hashtag lautet nicht umsonst #indenbergenliegtdiekraft

Wenn die Neurowissenschaftlerin und Bestsellerautorin nicht gerade am Mountainbike oder am Skilift sitzt, widmet sie sich mit Herz & Hirn dem Wissenstransfer aus den Neurowissenschaften. Ihre rund 10.000 Follower auf FB und Instagram versorgt sie täglich mit sportlichen Motivationseinheiten. 2018 begeisterte die leidenschaftliche Ausdauersportlerin mit ihrer „Heimradln“-Aktion, bei der sie eindrucksvoll ihren Sportsgeist unter Beweis stellte: 1.165 km und 14.000 hm legte die italienisch-stämmige Sportlerin in 11 Tagen mit ihrem Alu-Mountainbike von Wels in ihre ursprüngliche Heimat, dem italienischen Aostatal zurück: Wenn das mal kein Vorbild ist!

Also runter vom Sofa, beweg dich und dein Gehirn sagt DANKE!

macedonia.at | fb: facebook.com/manuelamacedonia | insta: instagram.com/manuelamacedonia/ | twitter: twitter.com/MacedoniaM

Publikationen:

Beweg Dich! Und Dein Gehirn sagt Danke. Brandstätter Verlag.
Runter vom Sofa! Die 365 Tage Challenge. Brandstätter Verlag.
Iss Dich klug! Und Dein Gehirn freut sich. ecoWIN Verlag.

Nina Weidinger

Contentcreator. Textdesigner. Sportslover.