Bei allem was derzeit weltweit belastet gibt es auch eine Kehrseite. Die positiven Aspekte zeigen jedoch oft zeitversetzt ihr Gesicht. Welch ein Schock dieser März für mich und meine Arbeitskollegen war. Homeoffice war angesagt. Ich wohne in einer schicken nicht allzu großen Stadtwohnung. Ich liebe meine vier Wände aber noch mehr die Menschen und den täglichen Kontakt zu ihnen. Aber wir sollten nicht jammern, sondern das Beste daraus machen, hieß es von ganz oben.
Ein Arbeitsplatz war schnell eingerichtet. Ich belagerte den Küchentisch.
24 Minus 8 sind 16. Zieht man davon 8 ab bleiben noch einmal 8 übrig. 8 Stunden in denen ich nicht nach draußen sollte um Spaß zu haben. Diese Not machte mich zwar nicht erfinderisch aber aus mir einen neuen Menschen.
Unsere Bürogemeinschaft verabredete sich nämlich täglich zum gemeinsamen Bodyfit Training per Video. Ich war in dieser Runde bis dato die eher unsportliche und nahm diese Gelegenheit zum menschlichen Austausch wahr. Zumindest war ich nicht mehr so alleine. Toni, ein Kollege und Hobbytrainer, zeigte uns alles vor. Schon beim nächsten “Freigang” zum Einkaufen, erstand ich eine Isomatte. Mein Teppich wurde mir zu haarig und unbequem.
4 Wochen und 3-4 x pro Woche stand ich nun im online Training. Und Leute, es ist nicht zu fassen, was mit meinem Körper in so kurzer Zeit passierte. Ich war so überrascht über meine neue Power und noch mehr, dass ich richtig Spaß dabei hatte. Ich wollte dieses neue sportliche Glück in meinem Leben nun aber nicht mehr auslassen. Nach einigen Wochen durften wir ja einzelne Tage wieder ins Büro und je mehr Bürotage eingebaut wurden, umso weniger traf sich die online Sportrunde zum gemeinsamen Training.
Es brauchte für mich nun sozusagen einen Plan B für die Phase “neue Normalität”. Wie gesagt, das Internet verhalf mir aus mir einen etwas sportlicheren Menschen zu machen und so verwundert es nicht, dass ich auch den nächsten Schritt für mich dort fand. Yoga und Bike war der Titel einer Werbekampagne eines Hotels in Westösterreich. Yoga machen alle meine Freundinnen und mittlerweile auch schon ihre besseren Hälften. Und alles was ich an Bildern von einem Bike- & Yogaurlaub sah, fand mein Gefallen.
So lag es auch auf der Hand, dass mich mein nächster Einkauf in einen Bikeladen verschlug. Dort kaufte ich mir ein Mountainbike. Ich entschied mich dabei für ein E-Mountainbike, weil ich damit schneller aus der Stadt draußen bin und damit einen größeren Radius für meine Touren zur Verfügung habe. Wie sich nun nach einiger Zeit herausstellt, traf ich damals die absolut richtige Entscheidung. Ich kann damit wesentlich längere Strecken zurücklegen und komme noch dazu höher hinaus. Mit einem herkömmlichen Fahrrad würde ich das niemals schaffen. Am 29. Mai dürfen Hotels in Österreich wieder eröffnen, verlautbarte die Bundesregierung. Und da ich es kaum erwarten konnte mein neues Leben im Freien zu genießen, suchte ich mir wieder dieses Sporthotel raus, vom dem ich gelesen hatte und buchte eine Bike- & Yogaweekend.
Angekommen im Funsport- & Bikehotel Tauernhof Flachau, wurde ich vom gesamten Tauernhof-Team gleich herzlich begrüßt. Susan, Karin, Chris, Hans – sie alle nahmen sich ihren – man kann sagen Schützlingen und nicht – Gästen an. Alle zusammen waren sie echte Kümmerer. Susan war in dem Hotel nicht nur die Yogaexpertin sondern verwöhnte mich in meinem gebuchten Paket auch mit einer Massage. Chris ist zwei Dörfer entfernt von mir in Niederösterreich aufgewachsen. Vor Jahren hat es ihn in die Berge verschlagen und ist als Bikeguide und Biketechniktrainer im Hotel besonders engagiert. Mit ihm lernte ich erst richtig am Sattel zu sitzen und das sichere Bergabfahren. Am Hotel, so etwas habe ich vorher noch nie gesehen, gibt es eine eigene Trainingsstrecke. Wir fuhren dabei über Dächer, Stege und eine Pumptrack. Auch davon habe ich vorher noch nie gehört. Mit Karin, sie leitet in dem Hotel das Sportcamp, fuhr ich zwei Mountainbiketouren in der Gruppe.
Jetzt, drei Monate nach dem Shutdown darf ich mein persönliches Resümee ziehen. Ich habe viele neue Dinge erlebt, erlernt, erreicht und mein sportliches Glück im Coronaalltag gefunden und bin richtig stolz auf mich.