Für uns Freunde der Berge sind die Dolomiten ein Wander-, Rennrad-, aber immer stärker auch ein Bikeparadies. Alleine das Wort „Dolomiten“ löst bei den meisten von uns Sehnsuchtsträume aus. Dabei trägt dieses Gebirge erst seit 1792 diesen klangvollen Namen. Damals veröffentlichte der französische Naturwissenschaftler Dieudonné-Silvain-Guy-Tancrède de Gratet de Dolomieu im „Journal de Physique“ einen Artikel unter dem Namen „Analyse de Dolomie“ über eine zwischen Bozen und Trient neu entdeckte Kalksteinart. Das war sozusagen die Taufe der Dolomiten – des „schönsten Gebirges der Welt“ – vertraut man auf die Aussage einiger namhafter Bergsteiger wie Reinhold Messner. Zu Füßen der typisch schroffen Felsnadeln fanden wir in Alta Badia den Trail N°15, und sofort war klar: Das ist ein Signature-Trail.
Text: WOM Medien Gmbh
Fotos: Andreas Meyer
Wieder einmal werden wir in für Italien üblicher Manier zu unserer vollsten Zufriedenheit verwöhnt. Dieses Mal hatte das Hotel Gran Paradiso in St. Kassian das Vergnügen, uns die Vorzüge der Südtiroler Kulinarik und Gastfreundschaft zu präsentieren. Ausgeschlafen und wohl genährt schwingen wir uns auf unsere e-Mountainbikes, die Akkus voll geladen, denn plant man in dieser Gegend eine Tour, kann man sicher sein, dass diese zu irgendeinem Zeitpunkt bergauf führt.
Vom Hotel aus geht es erst einmal auf der Straße in Richtung Badia. Dort bieten sich zwei Möglichkeiten, die ungefähr 700 Höhenmeter in Richtung Heiligkreuz Hospitz, einem unserer Ziele der heutigen Tour, zu bewältigen. Zum einen die beiden Lifte Santa Croce und La Crusc, welche Biketransport anbieten und einen szenischen Aufstieg zum Heiligkreuz Hospitz und der Gebetsstätte Dliia da la Crusc garantieren. Als wäre das Ende vom La-Crusc-Lift an der massiven Felswand des Heiligkreuzkofels, welche sich 2.900 Meter ü.NN. gen Himmel streckt, angemacht, schweben die Sessellifte in Richtung des großen Kalksteinmassivs des Fanes-Sennes-Prags-Naturparks. Für die zweite Variante fährt man von Badia nach Wengen und folgt der Straße zum Traileinstieg.
Wie aus einem Märchen
Typisch für den Fanes-Sennes-Prags-Naturpark sind die lieblichen Almen und ausgedehnten Hochflächen, welche dem Park auch seinen Namen verleihen mit den beiden ladinischen Wörtern Fanes (Hochflächen) und Sennes (Almen). Der Aufstieg ab Wengen ist gemütlich, nicht nur dank unserer Tour- und Turbo-Modi am e-MTB; auch sonst ist die Steigung angenehm und nach einigen Höhenmetern erreichen wir diese unwahrscheinlich verträumt und mit Liebe gepflegt wirkenden Wiesen von Armentara kurz vor dem Traileingang. Die rund 300 Hektar große Wiesenfläche versetzt uns in eine Fabelwelt. Doch weiter träumen können wir ein andermal. Wir wollen schließlich Action, und von dieser wird uns auf dem Trail eine ganze Menge geboten.
Zunächst verhältnismäßig steil führt der Trail bergauf, weg von den Wiesen von Armentara und immer näher an die Westwand des Heiligkreuzkofels. Wir staunen stets, welche Hindernisse sich bergauf mit unseren e-MTBs meistern lassen. Mit etwas Kraftaufwand und guter Balance lassen sich noch so große Absätze überwinden, Rockgardens und Wurzelpassagen mühelos aufwärts überqueren. Das Spaßbarometer steigt in den tiefroten Bereich, während wir uns der Wand des Heiligkreuzkofels nähern. Bevor auf einer Höhe von etwa 2.060 ü.NN. in Richtung Heiligkreuz Hospitz hinuntergestochen wird, machen wir einen kleinen Abstecher zur „Grotta del Ghiaccio“, welche sich direkt am Fuße des Heiligkreuzkofels befindet. Sie wird nach besonders schneereichen und kalten Wintern durch Schneeansammlung gebildet und durch Geröll und Schutt perfekt isoliert, sodass eine begehbare Höhle entsteht, in der es von der Decke tropft und ein gefühlter Temperaturunterschied von minus 20 Grad herrscht. Wer sich traut, klettert einmal hindurch. Wer nicht, der genießt die Aussicht, aber nur kurz, denn der wahnsinnig spaßige, schnelle und ab und zu technische Trail wartet hier oben auf einen. Von der Topografie her könnte man sagen ein typischer Enduro-Trail: flowig, verblockt, hin und wieder mit kleinen Passagen zum Treten.
Im Heiligkreuz Hospitz, welches 1718 als Pilgerunterkunft errichtet wurde, stärken wir uns heute mit Kaiserschmarrn. Ab hier offenbart sich uns ein neuer Trailabschnitt. Tendenziell bergab, jedoch lange auch entlang der Höhenlinie schlängelt sich der Trail in Richtung St. Kassian. Es legen sich ein paar Steine in den Weg aber der Trail ist schnell, eigentlich sehr schnell, aber dank unserer Fullys, die hier empfehlenswert sind, immer auch flowig, und so schlängelt sich der Pfad fast bist vor die Haustüre unseres Hotels. Einfach Wahnsinn!