Über’n Brenner und zack … Dolce Vita! Warum zieht es die Innsbrucker so oft über den Brenner? Diese Frage lässt sich recht einfach beantworten, vor allem für mich als waschechte Tirolerin. Zum einen, weil der italienische Café bereits auf der Autobahn den österreichischen um ein Vielfaches übertrifft, zum anderen, weil die Italiener ein durch und durch bikerfreundliches Volk sind.
Text: WOM Medien GmbH
Fotos: WOM Medien Gmbh – Carlos Blanchard
Zwar würde sich erfahrungsgemäß nicht jeder Südtiroler als Italiener bezeichnen, doch sie teilen diesen ehrlichen Enthusiasmus gegenüber dem Mountainbiken: Da wird mit einem Lächeln Platz gemacht, freundlich gegrüßt, ja sogar angefeuert wird man da („coraggio!“)! Das Spannungsverhältnis zwischen Biker und Wanderer scheint auf wundersame Weise irgendwo am Brenner verpufft zu sein. Nun könnte man versuchen, das Wie und Warum dieser Phänomene zu ergründen oder man kauft kurzerhand die Brennermaut-Jahreskarte und lässt sich öfter vom besagten Dolce Vita einlullen.
Drama-Dolos
Gesagt, getan … es geht an diesem Wochenende nach Gröden. Nach etwa zwei Stunden (inklusive Pflicht-Cappuccino-Stopp beim Autogrill) erreichen wir vom regnerischen Innsbruck ein in dichte Nebelschwaden eingehülltes Wolkenstein. Einen Abstecher im lokalen Lebensmittelgeschäft später sind unsere Rucksäcke voll mit ladinischen Leckereien (Schüttelbrot, Speck und Südtiroler Apfelchips). Ab hier geht‘s tiefer hinein ins Herz der Dolomiten und viele Kehren hinauf bis zum Grödner Joch. So richtig mag sich der Nebel noch nicht lichten – umso mystischer und spektakulärer präsentieren sich uns die kantigen Gipfel der Dolomiten rund um unseren Ausgangspunkt am Pass. Der Herbst hat bereits sichtliche Spuren hinterlassen: Die gelben Lärchenbäume bieten einen spannenden Kontrast zu den grauen Felsformationen. Drama pur!
Der Flow hat die Sella Ronda erreicht
Der Cir-Sessellift machte zum Zeitpunkt unseres Ausflugs leider gerade Revision, aber die knapp 300 Höhenmeter sehen machbar aus. Wenn man während des Bergauffahrens bereits den Trail inspizieren kann, fällt es besonders leicht, sich zu motivieren – und so haben wir die Bergstation Dantercepies und den Start der Cir Line schnell erreicht. Jetzt heißt es: Bremsen auf und bereit machen für den Tunnelblick, Flow ist hier genug für alle da! Picobello geshapte Anliegerkurven, Wellen, kleine spaßige Sprünge und viiieeel Speed zaubern uns das Trail-Lächeln ins Gesicht. Einziges Manko? Zu schnell vorbei!! Also treten wir klarerweise gleich noch mal hinauf. Diesmal nehmen wir uns die Flow-Line Richtung Mittelstation der Dantercepies-Bahn vor. Und auch hier genießen unsere Bremsen ein sehr schonendes, dafür umso verspielteres Trailvergnügen: rhythmische Kurven, Bumps und North-Shore-Elemente. Wären die Liftanlagen in Betrieb, könnte man hier natürlich noch unzählige Runs machen. Aber wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, so heißt es doch. Wir sind etwas zu spät dran im Jahr, es ist bereits Ende Oktober und an der Alpennordseite schneit es bereits hier und da. In Gröden, an der Südseite, haben wir zwar keine Lifte mehr, aber noch trockene und schneefreie Trails bei Temperaturen, die oft an die 20 Grad heranreichen.
Also treten wir wieder bis zur Bergstation und schmeißen uns dieses Mal die andere Line des Cir Trails hinab, die sich direkt daneben (und genauso flowig) bis zum Grödner Joch schlängelt. Anschließend freuen wir uns auf eine feine Minestrone im Rifugio Frara. Nach der Stärkung steht die Frage in der warmen Stube: Noch einmal rauf? Ja klaaaar!
Signature Trail Video Gröden-Dolomiten